Werkstattgedanken mal oberflächlich

Immer wenn man mit einen anderen Holzwerker spricht, dreht sich das Gespräch sehr schnell um die Werkstatt. Nichts übt eine größere Faszination aus, als die Werkstatt und die Einrichtung der selbigen. Den egal wie groß oder klein die zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten sind – die Raumaufteilung ist meistens nur ein Kompromiss … und auch das finanzielle Budget und die persönlichen Vorlieben sorgen dafür, dass sich die Art und Anzahl der Werkzeuge stark unterscheiden.

Auch die Arbeitsweisen unterscheiden sind teilweise sehr stark – der eine schwört auf seinen Lieferanten (Baumarkt, Holzhändler , Tischler ..) der einem das Material passend zuschneidet – andere hingegen versuchen das Material möglichst Platten- oder Blockweise selbst zu zuschneiden.

Der eine liebt es wenn ihm der Schweiß die Stirn runter tropft und hobelt deswegen all sein Holz selber „auf Maß“ … der andere möchte (oder muss) eigentlich „nur“ schnell fertig werden.

All diese Gründe sorgen dafür, das „wie sieht den deine Werkstatt aus“ – mit zu den interessantesten Fragen gehört, die man einen neuen Woodworker-Kollegen stellen kann.

Auch ich bekomme immer wieder diese Frage gestellt … und die Menschen sind dann teilweise sehr überrascht, was man auf kleinen Raum so leisten kann. Ich gehöre nämlich zu der Fraktion der Kellerkinder  .. nein ich meine nicht den Keller in meiner eigenen Villa (der wäre wahrscheinlich viel größer als die oberirdischen Räumlichkeiten 🙂 ) sondern den Keller in einem Mietshaus … auch als Bretterverschlag bekannt.
Viele Mieter nutzen diesen Raum nur als „Sperrmüll“-Zwischenlager und fragen sich jetzt sicherlich verwundert wie riesig den mein Keller ist ?
Ehrlich gesagt kann ich das nicht genau sagen aber die Breite beträgt ca. 1,20 Meter und die Länge sollte so um die 5 Meter liegen .. macht in der Summe so in etwa 6 qm. Das ist nicht wirklich viel. Das ich auf dieser kleinen Fläche keine Hammer o.ä. zu stehen habe – sollte jedem schnell klar sein. Im Keller selbst kann ich natürlich nicht wirklich arbeiten, den die schmale Breite lässt wirklich keinen Spielraum. Aus diesem Grund nutze ich den Kellergang als Arbeitsbereich. Ich baue dort meine Werkbank auf und lege dann los. Dort ist dann der Platz zum arbeiten „ausreichend“ – so ca. 2 x 2,50m.

Natürlich gibt es bei diesem Kompromiss einige Besonderheiten zu berücksichtigen:
Zum einem natürlich der Lärmschutz. Lautes arbeiten ist Werktags zwischen 8(9)-13h und 14-19h möglich. Sonntags ist dann Ruhe.
Auch sollte man seine arbeiten „Lärmoptimieren“ – also nicht den ganzen Vormittag stundenlang mit der Tauchsäge sägen .. sondern lieber etwas gestaffelt.
Zum anderen sollte man so staubfrei wie nur möglich arbeiten. Es sind Bretterverschläge und Stäube jeglicher Art verteilen sich wunderbar „überall“. Und keiner der anderen Mieter hat für diese Art von Dreck Verständnis. Also immer mit Sauger und Umluftfilter arbeiten.
Da andere Mieter auch gerne jederzeit an Ihren Keller ran möchten, darf man sich nicht außerordentlich ausbreiten .. sondern muss auch immer die Zugänge zu den anderen Verschlägen „im Blick“ haben. Zur Not muss man im Fall-X in der Lage sein, das eigene Zeugs schnell „aus dem Weg“ schaffen zu können.
Da es auch Kinder im Haus gibt … oder weil es manchmal Leute gibt die sich etwas ungefragt ausleihen .. muss man sein ganzes Werkzeug während der Arbeitspausen immer schön wegpacken.

All diese Dinge haben eines gemeinsam: Ich muss jederzeit flexibel sein und Projekte dürfen sich nicht „endlos“ in die Länge ziehen. Aus diesem Grund haben ich einen MFT/3 von der Firma Festool. Diesen Tisch klappe ich einfach zusammen und stelle ihn in den Keller (und ich musste mir nicht erst tagelang eine Werkbank bauen). Sicherlich hat ein – „ich baue mir meine Werkbank selbst“ – Projekt einen großen Reiz … aber meine Ressourcen (Platz und Zeitfenster) sind stark begrenzt. Der ein zigste Minuspunkt ist der Preis … der liegt bei über 500 Eur und die muss man erst mal haben. Auch die Konstruktion der Querstangen ist nach meiner Meinung nicht optimal (Das Gelenk ist aus Plaste und löst sich teilweise schon auf). Aber ich kann den Tisch auf ein kleines Maß zusammenklappen und während der Arbeit den Sauger unter dem Tisch verstauen – das sind für mich ganz wichtige Pluspunkte.

Der größte Pluspunkt ist aber aus meiner Sicht das genaue Lochraster und die Laufschienen auf den Außenseiten. Man kann wirklich alles gut verspannen und arbeiten. Nur eines kann man auf diesen Tisch nicht wirklich gut: Hobeln. Dafür ist der Tisch (auch mit Quergestänge) einfach zu leicht / instabil. Kleinere Hobelarbeiten sind kein Thema … aber der Einsatz einer Rauhbank macht auf diesem Tisch keinen wirklichen Spaß. Da sollte man den Tisch entweder irgendwo verankern können … oder man hat noch ein solide Hobelbank zur Verfügung. So gesehen ist der MFT ein guter Kompromiss zwischen Möglichkeit und Flexibilität aber halt nicht das Optimum.

Und immer wenn ich Neulinge auf diesen Tisch aufmerksam mache, denken diese „oh den muss man haben – es gibt nix besseres !“.
Das finde ich persönlich nicht unbedingt. Hier sollte jeder schauen ob es nicht für den eigenen Zweck eine bessere Lösung gibt. Am meisten bin ich natürlich von PaulK seiner Werkbanklösung begeistert. Es gibt unzählige Videos über seine Werkbank und deren Nachbauten. Dank Incra T-Nutschienen (alternativ Aweso oder OTORO) kann man dann auch Merkmale des MFT realisieren.

Wenn man sich eine schwere Werkbank (zum Hobel geeignet (habe ich selber schon ausprobiert !) mit einfachen Mitteln selber bauen möchte,  dann sollte man mal einen Blick auf die Werkbänke von Heiko Rech werfen. Die sind aus einfachen Plattenmaterial gefertigt und benötigen kein besonderes Werkzeug.

Auch gibt es verschiedene MFT-Clones. Wenn man ganz einfach haben möchte, sollte man sich die Lösung vom Eigenbaukombinat mal anschauen.

Möchte man das ganze noch etwas anspruchsvoller konstruieren, sollte man sich die Version von Mirock sehr genau anschauen.

Ich bin ein großer Fan von Systemprofilen (Bosch oder Item) – und auch damit lässt sich einiges zaubern. Da man als Woodworker i.d.R. kein „Metaller“-Werkzeug hat – es es seh schön das es mittlerweile einige Firmen gibt, wo man sich die Profile genau zuschneiden lassen kann. Dann bekommt man alles „Ikea“-Like fertig angeliefert und muss dann nur noch schrauben. Ich bestelle meine Profile meistens bei Motedis – da bekomme ich alles zugeschnitten samt Zubehör.

Aus diesem Profilen kann man sich dann auch schöne Werkbänke bauen – auch dazu gibt es einige Beispiele im Netz zu finden. Mittlerweile ist das MFT-Lochraster so populär, das es nun auch eine fertige Schablone für die Oberfräse zu kaufen gibt.

Anhand dieser Ausführungen sieht man sehr leicht, das alleine die Wahl einer passenden Werkbank eine endlose Anzahl von Varianten zulässt. Und man sich genau entscheiden muss, welche Art von Werkbank man möchte. Ich persönlich würde mich – unter meinen räumlichen Bedingungen – für die PaulK-Variante entscheiden. Sie ist platzsparend und hat eine menge Möglichkeiten. Sie ist keine Hobelbank – aber ein guter MFT-Ersatz.

Gerne würde ich noch andere „Werkstatt“-Gesichtspunkte erläutern .. aber nicht heute und nicht hier. Dazu dann ein anders mal mehr.

Pocket Holes – ein weiterer Versuch .. oder eine Kiste entsteht

Es musste wieder ein größeres Paket verschickt werden und dafür wurde eine Versandverpackung gebraucht. Da kein passender Karton zur Verfügung stand, habe ich mich kurzerhand entschlossen diesen Umstand auszunutzen und wieder mit den Pocket-Holes zu experimentieren.

Ich habe dieses mal auch eine andere Holzsorte genommen: Pappel Sperrholz 12mm.
Das ist wesentlich günstiger und leichter als Ta/Fi Leimholz. Und da es nur eine Versandkiste ist, war die Optik nicht entscheidend.

Da ich mittlerweile einen ausreichenden Schraubenvorrat habe … konnte das Projekt beginnen. Leider habe ich noch nicht die kürzeren Schrauben bekommen (liegen noch irgendwo bei DPD rum) – aber es soll ja auch mit den 1″ Schrauben gehen. Aber genug geredet – einfach losgelegt.

Das Sperrholz habe ich mir in meinem Lieblings-Bauhaus zuschneiden lassen und zu meinem Glück war auch der Zuschneide-Profi da … so wurden alle Zuschnitte winklig und genau.

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Als erstes habe ich die Positionen der Bohrungen grob angezeichnet und dann gebohrt. Damit das ganze etwas sauberer wird, habe ich auch die Absaugung benutzt. Leider passt der Festool-Schlauch nicht – so musste ich mir mit Klebeband behelfen.

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Das ging ziemlich fix und war auch vom Lärm erträglich. Nicht 100%ig für Sonntags geeignet .. aber nahe dran. Nicht zu vergleichen mit der Lamello (Trennjäger).

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Da ging es auch schon an die Montage. Damit sich das Holz beim schrauben nicht bewegt, habe ich es winklig festgespannt. Hier konnte ich dann auch die tollen Aluwinkel nutzen, die ein Freund hergestellt hat. Und dann schon zärtlich die Schrauben rein gedreht.

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Nachdem die beiden Hauptwände montiert waren, wurden die kleinen Seitenwände verspannt und verschraubt.

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Und schon ist der Box-Korpus fertig. Nun fehlt nur noch der Deckel.

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Für den Deckel habe ich dann unterschiedliche Leisten / Brettchen zugeschnitten.

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Dann habe ich in die beiden Rechteckleisten die Schraubenlöcher gebohrt, gesenkt und anschließend verschraubt.

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Und schon ist die Box fertig und das Experiment glücklich gelungen.